Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät - Landschaftsökologie

Lokale grün-blaue Infrastrukturen für sozio-ökologische Systeme (ENABLE)

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Grüne und blaue Infrastruktur (GBI) im urbanen Raum hat das Potenzial, aktuellen globalen Herausforderungen, wie den Folgen des Klimawandels, zunehmende Verdichtung in Städten und abnehmende Biodiversität, wirkungsvoll zu begegnen und gleichzeitig soziale wie auch ökonomische Vorteile hervorzubringen. Dieses multifunktionale Potenzial wurde jedoch in Wissenschaft und Politik weitgehend außer Acht gelassen und damit auch noch nicht in Planungsprozessen effektiv eingebunden. Das BiodivERsA-Verbundvorhaben ENABLE erforscht, wie dieses multifunktionale Potenzial von GBI weitestgehend nutzbar gemacht werden kann, indem es die kritischen Faktoren identifiziert und mit Praxispartnern lokale Lösungen entwickelt.
 

Hintergrund

 
Grüne (Land) und blaue (Wasser) Naturräume, die durch ein strategisches Netzwerk miteinander verbunden sind, werden als 'Grüne und blaue Infrastruktur (GBI)' bezeichnet. Sie haben das Potenzial die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen zur stärken und Ökosystemleistungen, welche für Mensch und Natur gleichermaßen unentbehrlich sind, zu erhalten. Die EU Strategie zur Grünen Infrastruktur erkennt das Potenzial von GBI um globale soziale und ökologische Herausforderungen zu bewältigen. Die Strategie unterstützt demzufolge auch Investitionen in GBI und fördert die Entwicklung eines Trans-Europäischen Netzwerks für Grüne Infrastruktur in Europa (TEN-G).

Obwohl eine Vielzahl an wissenschaftlichen Studien die positiven Eigenschaften von GBI belegen, ist das multifunktionale Potenzial weder durch die Forschung oder Politik, noch in Planungsprozessen effektiv erschlossen wurden. Darüber hinaus lassen die meisten Studien die sozio-kulturelle Dimension von sozio-ökologischen Systemen außer Acht. Um das volle Potenzial von GBI nutzbar zu machen, ist es jedoch wichtig diese Aspekte wissenschaftlich zu untersuchen und die GBI Planungs- und Entwicklungsprozesse entsprechend zu optimieren.
 
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Grüne (Land) und blaue (Wasser) Naturräume in Stockholm (Quelle: Tommle Hansen, Flickr).

Ziele

 
ENABLE verfolgt das übergreifende Ziel, den Wissensstand zum Thema GBI zu erweitern um damit GBI-Lösungen zu implementieren und deren Potential voll auszuschöpfen. Mit Hilfe eines transdisziplinären Systemansatzes soll  ein analytischer und praxisrelevanter Bewertungsrahmen entwickelt werden. Neue Instrumente und Konzepte zur Bewertung der potenziellen Leistungsfähigkeit von GBI und dessen Multifunktionalität in urbanen Regionen werden dabei wichtige Bestandteile sein. Im Speziellen wird das Projekt:
 
 
  • die grundlegenden Beziehungen zwischen GBI, Biodiversität und Ökosystemleistungen in urbanen Regionen identifizieren,
  • das Verständnisses der menschlichen Wahrnehmung und kultureller Werte von GBI und der zugehörigen Biodiversität verbessern,
  • die gegenwärtigen Hemmnisse für einen gleichberechtigten Zugang zu den Vorteilen von GBI analysieren, und
  • kritische Erfolgsfaktoren analysieren und verbessern, welche die Implementierung, das Design sowie Management von GBI und deren vielfältigen Vorteile ermöglichen.
 
Die Ergebnisse werden in einen partizipativen Prozess einfließen mit dem Ziel, lokalspezifische GBI Lösungen zu entwickeln und zu implementieren. Dazu werden Untersuchungen in fünf repräsentativen Fallstudien (Halle, Barcelona, Lodz, Stockholm und Oslo) durchgeführt, wobei New York City als externe Fallstudie zusätzlich zu Vergleichszwecken hinzugezogen wird. ENABLE leistet somit einen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft in dynamischen und verdichteten Räumen in Europa für die Natur und die Gesellschaft.
 
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Karte der Fallstudien (Quelle: Imre Sebestyén jr / UNITgraphics).

 
Struktur und Aufgaben

 
Das Projekt ist in sieben Arbeitspakete untergliedert, wobei sich drei davon auf der operativen Ebene den folgenden Aufgaben widmen:
 
  • Projektkoordinierung und Unterstützung der anderen Arbeitspakete.
  • Koordinierung des internen Forschungsprozess mittels eines integrativen Analyserahmens, welcher einen intensiven Austausch zwischen den Projektkonzepten und empirischen Erkenntnissen aus den Fallstudien ermöglicht.
  • Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie Organisation von Partizipationsprozessen für den Transfer und die intensive Nutzung der gewonnenen Erkenntnisse in Politik und Praxis sowie zur Initiierung von Lernprozessen auf lokaler, nationaler und EU-Ebene.
Vier Arbeitspakete widmen sich analytischen und forschungsgetriebenen Aufgaben:
 
 
  • Bestimmung des Fallstudienkontexts und lokaler Politikansätze, was vergleichbare Systembeschreibungen der Fallstudien sowie eine gemeinsame Datenbank umfasst.
  • Untersuchung der sozio-kulturellen Wahrnehmung und Präferenzen von GBI, um ein umfassendes Bild über die Vorteile sowie (nicht-monetäre) Kosten von GBI zeichnen.
  • Analyse des Zugangs zu Vorteilen von GBI sowie möglicher Barrieren und Anforderungen an GBI bezugnehmend auf verschiedene Bevölkerungsgruppen. 
  • Bewertung der resilienten Versorgung mit Ökosystemleistungen durch GBI, ihrer Rolle für die Biodiversität und ihre mögliche Beeinträchtigung durch Landnutzungsänderungen.
 
Durch den transdisziplinären Ansatz von ENABLE sind alle Arbeitspakete inhaltlich als auch operativ eng miteinander verwoben, stehen im ständigen Austausch und tragen zum Aufbau des Systemmodells und damit zur übergeordneten Zielstellung gleichermaßen bei.
 

Das Ecologic Institut bei ENABLE


Das Ecologic Institut leitet zusammen mit NINA das Arbeitspaket zur Untersuchung der sozio-kulturellen Wahrnehmung und Präferenzen von GBI unter der städtischen Bevölkerung. In diesem Rahmen wird ein methodischer Leitfaden entwickelt und verschiedene Bewertungsmethoden in den Fallstudiengebieten angewendet, z.B. strukturierte Interviews, Q-Methodik, Onlinebefragungen, oder Multikriterien-Entscheidungsanalysen. Die Bewertung wird sich insbesondere auf die Unterstützung von GBI als Lebensraum für Biodiversität im urbanen Raum konzentrieren. Zudem wird Ecologic die politische und institutionelle Analyse in den Fallstudiengebieten unterstützen und politische Entscheidungsoptionen formulieren.

Kontakt:
Sandra Naumann
Tel: +49 30 86880-0
sandra.naumann@ecologic.eu
Ecologic Institut gemeinnützige GmbH,
Pfalzburger Str. 43/44, D-10717 Berlin
 

Die Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) bei ENABLE


Die HUB leitet als Spezialist für Landnutzungsmodellierung und Quantifizierung von Ökosystemleistungen das Arbeitspaket zur Bestimmung des Fallstudienkontexts. Ziel ist, eine umfassende Datenbank für die Fallstudienbeschreibungen zu erstellen und einen konzeptionellen Rahmen zur Kontextabhängigkeit und Übertragbarkeit der Untersuchungsergebnisse zu entwickeln. Zusätzlich werden lokale Governancestrukturen und Politikansätze zur Etablierung von GBI erforscht, um Optionen für eine verbesserte Politik, Entscheidungsfindung und Planung von GBI zu bestimmen. Zudem wird die HUB zur Analyse der resilienten Versorgung mit Ökosystemleistungen durch GBI beitragen, um die Auswirkung auf die Bereitstellung der multiplen Vorteile von GBI zu analysieren.

Kontakt

Prof. Dr. Dagmar Haase
Tel.: +49 30 2093-9445
dagmar.haase@geo.hu-berlin.de 
 
Manuel Wolff
Tel.: +49 30 2093-6843
manuel.wolff@geo.hu-berlin.de
Humboldt-Universität zu Berlin,
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II,
Geographisches Institut, Landschaftsökologie,
Rudower Chaussee 16, D-12489 Berlin
 

Projektpartner

 
  • Stockholm University, Schweden
  • Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin), Deutschland
  • Universitat Autònoma de Barcelona (UAB), Spanien
  • Norwegian Institute for Nature Research (NINA), Norway
  • Polish Academy of Sciences, European Regional Centre for Ecohydrology (ERCE), Polen
  • University of Lodz, Polen
  • Ecologic Institut, Deutschland
  • Dutch Research Institute for Transitions (DRIFT), Holland
  • International Union for Conservation of Nature (IUCN)
  • Local Governments for Sustainability (ICLEI)
  • The New School, USA
 

Finanzierung und Projektdauer

 
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Deutschland
Projektdauer: Februar 2017 bis Januar 2020