Angewandte Wirtschaftsgeographie
Räumliche Ausprägungen wirtschaftlichen Handelns, der Einfluss von räumlichen Kontexten auf die Organisation und Steuerung von wirtschaftlichen Prozessen sowie die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen ihnen bilden den Kern der Wirtschaftsgeographie. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den beteiligten Akteure und ihren komplexen Beziehungen. Die angewandte Wirtschaftsgeographie zeichnet sich durch enge praktische Bezüge aus, die sich auf mehreren Ebenen äußern. Erstens ist der Forschungsbereich durch explorative Arbeiten geprägt, aus denen sowohl empirische wie auch konzeptionelle Fragestellungen entwickelt werden. Die angewandte Wirtschaftsgeographie fragt dabei nach der gesellschaftspolitischen Relevanz ihrer Erkenntnisse und sucht gezielt nach Gestaltungsoptionen für öffentliche Akteure. Hierbei sucht sie zweitens gezielt die Schnittstellen zwischen den raumwirksamen Prozessen ökonomischen Handelns und Regionen, in denen diese Prozesse wirksam werden. Sie fragt gezielt nach Wirkungen, Möglichkeiten und Grenzen öffentlicher Einflussnahme beispielsweise in Form von regionaler Innovationspolitik oder ‚Smart Specialisation Strategien‘. Drittens wenden Arbeiten der angewandten Wirtschaftsgeographie interdisziplinäre theoretische Konzepte und Methoden, um praktische Fragen ökonomischen Handelns an die Geographie zu beantworten und Problemlösungen für Wirtschaftsräume zu entwickeln.
Dieser Grundsatz der anwendungsorientierten Grundlagenforschung beinhaltet für jede Forschungsarbeit, deren Anwendungsbezug wie auch deren Adressaten nicht nur mitzudenken, sondern, sofern möglich, aktiv in den Forschungsprozess einzubeziehen. Auch in der universitären Lehre lässt sich dieser Anspruch einbringen, insofern, dass die hierfür notwendigen methodischen und konzeptionellen Herausforderungen und entsprechenden Instrumente der Umsetzung Gegenstand der Lehre werden.
Thematisch fokussiert der Arbeitsbereich der Angewandten Wirtschaftsgeographie auf innovative und kreative Praktiken sowie wissensgenerierende Tätigkeiten von Erwerbstätigen. Vor diesem Hintergrund widmet er sich den räumlichen Ausprägungen wirtschaftlichen Handelns von Erwerbstätigen in der Kreativ- und Wissensökonomie, den räumlichen Wirkungsmechanismen von Verwundbarkeiten und Resilienzstrategien auf volatilen Arbeitsmärkten sowie den Konsequenzen daraus für die räumliche Verankerung von trans-lokal generiertem Wissen und Innovationen in Regionen. Gegenwärtige Arbeitsfelder sind:
- Wissensökonomie und Raum
- Räumlichkeit der Kultur-/Kreativwirtschaft
- Vulnerabilität und Resilience auf volatilen Arbeitsmärkten
- Governance und Policy-Ansätze für Innovationsprozesse
Die Juniorprofessur für Angewandte Wirtschaftsgeographie ist eine gemeinsame Berufung der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner (IRS).