Wirtschaftsgeographie
Wirtschaftsgeographie beschäftigt sich mit räumlichen Strukturen und Entwicklungen ökonomischer Aktivitäten. Diese werden mit empirischen Methoden analysiert, mit Modellen sowie Theorien erklärt, um daraus Handlungsempfehlungen für die raumwirtschaftspolitische Gestaltung abzuleiten. Untergliedern lässt sich die wissenschaftliche Betrachtung in eine einzelwirtschaftliche Ebene (Standorte und Standortsystem) und eine gesamtwirtschaftliche Ebene (Räume und Raumsysteme). In der Lehre vertritt die Professur das Gesamtgebiet der Wirtschaftsgeographie. In der Forschung bildet die Wirtschaftsgeographie von Dienstleistungen den Arbeitsschwerpunkt. Das Forschungsdesign orientiert sich dabei daran, dass die Mitglieder der Arbeitsgruppe (Projektleiter, Doktoranden) sich inhaltlich ergänzende, aber unabhängige Teilaspekte eines Themenfeldes (vor allem Einzelhandel und unternehmensorientierte Dienstleistungen) bearbeiten. Die Studien sind möglichst eingebunden in interdisziplinäre und internationale Verbundprojekte (z.B. Graduiertenkolleg, DFG koordinierte Projekte, EU-INTERREG). Die Forschungsfragen basieren auf Theorien/Modellüberlegungen bzw. aktuell beobachteten Phänomenen; bei der empirischen Analyse finden quantitative und qualitative Methoden Berücksichtigung; die Ergebnisse dienen zur Weiterentwicklung allgemeiner Erkenntnisse und finden in der Praxis Anwendung. Bezugsräume der Studien sind Berlin-Brandenburg, Deutschland, Ost-, Südost- und Südasien sowie Afrika.
Schwerpunkt: Konsumentenorientierte Dienstleistungen
Der Einzelhandel ist mit einem Beschäftigtenanteil von über 10% einer der größten Wirtschaftszweige und besitzt erhebliche Raum gestaltende Bedeutung. Einzelhandelsstandorte prägen durch ihre Versorgungsbedeutung das Siedlungssystem und die Verkehrsströme und verfügen über eine Kommunikations-, Identifikations- und Freizeitgestaltungsfunktion. In den letzten Jahrzehnten verzeichnete der Einzelhandel einen tiefgreifenden strukturellen und räumlichen Wandel. Veränderungen auf der Angebots- und Nachfrageseite sowie politische Einflussnahme ließen neue Einzelhandelslandschaften entstehen. Untersuchungen zum Einzelhandel bilden einen Lehr- und Forschungsschwerpunkt der Wirtschaftsgeographie an der Humboldt-Universität. Aktuell werden vor allem Wertschöpfungsketten und Internationalisierung des Einzelhandels analysiert.
Schwerpunkt: Unternehmensorientierte Dienstleistungen
Unternehmensorientierte Dienstleistungen gehören zu den bedeutendsten Wachstumsbereichen in den Volkswirtschaften der Industrieländer. Die Dynamik dieses Dienstleistungssektors resultiert insbesondere aus der Externalisierung von Dienstleistungsfunktionen, den Prozessen der Internationalisierung und Globalisierung von Unternehmen und aus der Einführung neuer Produktionskonzepte, die aufgrund ihrer Komplexität zusätzlichen Dienstleistungsbedarf schaffen. Der Forschungsbereich "Unternehmensorientierte Dienstleistungen" beschäftigt sich vorrangig mit den Entwicklungen, den Standortsystemen und der Internationalisierung von höherwertigen unternehmensorientierten Dienstleistungen. Diese sind gekennzeichnet durch hohe Qualifikationsanforderungen, einen großen Informationsgehalt, intensive Interaktionsbeziehungen und ein hohes Kreativitätspotential. Unternehmensorientierte Dienstleistungen sind von strategischer Bedeutung für das Management, die Organisation und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Schwerpunkt: Metropolen/Stadtwirtschaft
Ausgeprägte internationale Arbeitsteilung, Globalisierungsprozesse und weltweiter Wettbewerb betreffen besonders die großen Agglomerationen und führen dort gegenwärtig zu tiefgreifenden Veränderungen. Dies betrifft sowohl die hochentwickelten Länder als auch Schwellen- und Entwicklungsländer. Analysen der strukturellen und räumlichen Entwicklungen wirtschaftlicher Aktivitäten in Großstädten/Metropolen/Megacities stellen einen Arbeitsschwerpunkt in Forschung und Lehre der Wirtschaftsgeographie. Auch sind sie der wichtigste Bezugsraum der Arbeiten zum Wandel im Dienstleistungsbereich. Dabei erfolgen sowohl Untersuchungen im Raum Berlin als auch in außereuropäischen Megastädten (z.B. Dhaka, Nairobi, Dar es Salaam).
Schwerpunkt: Räumliche Organisation im Agrarsektor
Der Agrarsektor befindet sich weltweit in einem intensiven Wandel, an dem nicht nur die Landwirte beteiligt sind, sondern auch die mit ihnen innerhalb der Wertschöpfungskette verbundenen Wirtschaftseinheiten und die Konsumenten am Ende der Kette. Abgesehen vom bereits seit Jahrzehnten untersuchten sektoralen Wandel, lassen sich ein ausgeprägter technischer Fortschritt, intensive Veränderungen (Globalisierung, neue Governance-Strukturen und Standards) in der Struktur landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten, aber auch neue politische Rahmenbedingungen (z.B. EU-Integration) und veränderte Nachfragen (z.B. Ökolandbau, und erneuerbare Energien) feststellen, die sich z. B. auf die Betriebsgröße und die Produkt- und Prozessart der landwirtschaftlichen Betriebe auswirken. Diese führen auch zu einem Wandel der sie beherbergenden ländlichen Räume.